Das erste, in den Niederlanden fahrende Automobil, fuhr in Venlo

April 1893

Das erste mit Benzin betriebene Fahrzeug in den Niederlanden fuhr nicht - wie behauptet wird - in Arnhem (1896) oder Tilburg (1895). Es ist die Stadt Venlo, die sich dieses geschichtliche Ereignis einheimst, dank einer besonderen Autofahrt im April 1893.


Nicht von Pferden gezogene Kutsche

Montagmittag 3. April 1893 rollte zum ersten Mal eine Kutsche mit drei Rädern, die nicht von Pferden gezogen wurde, durch den Ort. In der Kutsche saßen ein Herr aus Süchteln und zwei junge Burschen die von allen Leuten sehr bestaunt wurden. Es soll zur damaligen Zeit über die Orte Dornbusch-Lobberich-Leuth und Kaldenkirchen nach Venlo gefahren sein. Die Maximale Geschwindigkeit betrug 16 Km/h. Es war für die Menschen hier im Euregio eine Sensation und eine technische Meisterleistung.


Pionier auf den Gebieten der Automobilität sowie der grenzübergreifenden Infrastruktur

Das erste Automobil auf Süchtelner (und Venloer!) Straßen war im Besitz des Unternehmers Richard Freudenberg. Der Unternehmer und zugleich Beigeordnete und spätere Bürgermeister der Stadt Süchteln (1860-1864). Herr Freudenberg, kaufte 1890 sein erstes Automobil. Freudenberg trug sehr zur Verbesserung der Infrastruktur (Straßen, Eisenbahn und Planung) bei und war auch Wortführer bei der Eisenbahn Verbindung zwischen Venlo und Viersen.

An Richard Freudenberg wird durch eine nach Ihm benannte Straße in Süchteln erinnert.


Zeitbild

Eine Periode unserer noch sehr jungen Grenzregion (Limburg wurde erst im Jahre 1867 an die Niederlande zugefügt) waren da logischer Weise viele Kontakte. Deutschlands Industrie erblühte in der Bismarck’schen Periode ebenso stark wie das Lütticher Becken. Die industriellen Entwicklungen waren besonders durch die Zusammenarbeit und den Austausch des Wissens, zur Herstellung bestimmter Produkte, zwischen Lüttich und Aachen sehr erfolgreich. Auch die Industrialisierung der Samt und Seiden Industrie in der Umgebung von Krefeld und Viersen war sehr erfolgreich. Mit der Steigerung der produzierten Waren mussten auch schnellere Transportmöglichkeiten geschaffen werden. Neue Straßen mit besserer Kanalisation und neue Dampfeisenbahnverbindungen wurden geplant und realisiert.

In der damaligen Zeit experimentierten und probierten sich im Französischen Sprachbereich (Lenoir, Panhard, Verbiest, Dion Bouton) sowie im Deutschsprachigen Bereich (Schreiner, Marcus, Otto, Daimler, Benz, Fafnir) so manche Bastler, Unternehmer, Kutschenbauer und Dorfschmiede in und am Bau von Motorfahrzeugen. Der Benz Patent Motorwagen wird allgemein als erstes brauchbares, mit einem Benzinmotor betriebene Automobil, angesehen. Der Patentwagen Nr.3 war das erste Fahrzeug welches durch Benz in den Verkauf gebracht wurde. Dieses Automobil hatte eine Höchst Geschwindigkeit von 16 Km/h.

Benz Patent Motorwagen Nr.3

Den Beschreibungen nach glich das Fahrzeug einer dreiräderigen, in der Sommerzeit genutzten, Pferdekutsche mit einem mittig und sehr steil nach unten gehend angebrachtem Steuer/Lenker. Der Benzinmotor trieb ein großes Schwungrad an, welches die “Kutsche“ mühsam in Bewegung brachte. Der Beschreibung nach glich das Fahrzeug dem dreirädrigen Benz Patent Motorwagen Nr.3. Der Hubraum des Einzylinder Motors wurde mehrere Male vergrößert, von 954 cm³ 0,9 PS der Nr.1 bis auf 1990 cm³ und 3 PS.

Das Automobil das Freudenberg im Jahre 1890 kaufte, hatte eine horizontal angeordnete Kurbelwelle mit einer liegenden Schwungscheibe. Außerdem hatte das Fahrzeug ein Getriebe mit einem Berg Gang. Die Speichen Räder waren mit Bremsklötzen aus Holz ausgerüstet die ihre Bremskraft über stählerne Ringe nur auf die Hinterräder ausübten. Bei einer Drehzahl von 300 rpm lieferte der Motor 2,5 PS. Die Verkleidung von Motor und Antrieb bestand aus Holz. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 16 Km/h und das Automobil kostete im Jahr1890 stattliche 3000 Reichsmark.

Richard Freudenberg genoss großes Ansehen mit seinem Automobil. Zwanzig Jahre später, also im Jahr 1910, verkaufte Freudenberg das Automobil an einen Fensterputzer aus Viersen, zu einem Preis von 50 Reichsmark. Im gleichen Jahr (1910) kaufte Freudenberg zwei neue Dürkopp Automobile,


Die Fahrt

Die Deutschen und Niederländisch/Limburger Einwohner haben sich sicherlich über diese technische Neuheit gewundert. Die ganze Fahrt war eigentlich eine große Mutprobe, denn Bremse mit Holzklötzen auf eisernen Felgenringen bei Bergabfahrten (Süchtelner Höhen und dem Steilrand via Leuther Weg) war äußerst schwierig und riskant. Als ehemaliger Beigeordneter und Bürgermeister von Süchteln und aktiv bei der Eisenbahn Infrastruktur Viersen-Venlo Beteiligter, war Freudenberg mit den Gegebenheiten in Venlo und dem schönen alten Rathaus gut bekannt. Eine überlieferte Augenzeugenerklärung bestätigt dass: er sah einen Karren wegfahren ohne ein Pferd davor! Er hat 'das Auto' gesehen, auf der Parade. Das stützt die Vermutung, dass Freudenberg zum Rathaus gefahren ist.


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