Als ich gebeten wurde, diesen Blog über ‚Mystik‘, die neueste Ausstellung im Limburgs Museum, zu schreiben, hatte ich die Ausstellung bereits besucht. Denn bei der Eröffnung dieser beeindruckenden, dreiteiligen Ausstellung habe ich einen rituellen Tanz aufgeführt. Inmitten der Pracht bewegte ich mich wie in Trance durch meinen eigenen energetischen Kreis. Mehrere hundert Menschen gingen vorbei und betrachteten mich wie ein Kunstwerk, ein Teil des Ganzen.
„Brillant“, „Wirklich fantastische Arbeit!“ und „Vor allem die Videos von Julius von Bismarck haben mir sehr gut gefallen“ sind einige der Kommentare, an die ich mich von der Eröffnung erinnere. Wonach suchten die Gäste an diesem Abend? Nach schöner Kunst, einer gut kuratierten Ausstellung oder nach einer Flucht aus der Realität, an die ‚Mystik‘ viele erinnert? Alle drei Wünsche werden in dieser Sonderausstellung erfüllt, die bis zum 19. März 2023 im Limburgs Museum in Venlo zu sehen ist.
Mystik
Einige Wochen nach der Eröffnung kehrte ich ins Museum zurück, um mir die Ausstellung noch einmal anzusehen. Dabei fiel mir auf, dass der erste Raum, der mit Mystik zu tun hatte, sich als ein Yoga Raum entpuppte, den ich vorher nicht gesehen hatte. Ich ging hinein und wurde sofort von den Matten auf dem Boden und den Sitzhockern in der Ecke beruhigt. Ich allein. Auf einem großen Bildschirm an der Wand führt ein Yogalehrer Sie durch ein Pranayama, bzw. eine Atemtechnik und eine kurze Practice. Ich zögere nicht und lehne mich zurück und genieße diesen Moment. Yoga ist ein klares spirituelles Beispiel aus dem Alltag und ein schöner Ausgangspunkt der Ausstellung, die sagt: Mystik ist auch in dir.
Dass die Mystik den Limburgern im Blut liegt, mag offensichtlich sein. Viele von uns sind katholisch erzogen worden und waren oder sind Teil einer Kirchengemeinschaft. Natürlich ist die Mystik mehr als das, aber die zentrale Stellung der Religion in Limburg macht die Beziehung zum Höheren zu einem Teil der Existenz eines jeden, ganz egal, ob man nun daran glaubt oder nicht.
Rituale, der erste Teil von Mystik, zeigt den Besuchern, wie reich wir an religiöser Kunst sind, mit einer wunderbaren Mischung aus alten Werken aus dem Archiv des Limburgs Museum und zeitgenössischer Kunst, zum Beispiel von Les Deux Garçons und Julius von Bismarck. Während ich dies alles aufnehme, höre ich Chorgesänge aus dem 12. Jahrhundert von Hildegard von Bingen. Für sie war die Musik der Weg zu Gott. Für den Limburger Künstler Luc Peters ist das Göttliche auch dort, aber vor allem in der Kirche, wo es eine typische, ruhige Atmosphäre und einen Geruch gibt, den wir alle kennen. Seine Totems, die aus einzelnen Teilen zusammengesetzt sind, haben ihre Augen geschlossen; vielleicht finden sie Gott in sich selbst.
Stille
Ich bin still, als ich den zweiten, dunklen Raum mit dem Titel erreiche: Stille. Wie bei der typischen Kirchen-Atmosphäre liegt auch hier etwas in der Luft. Die Dunkelheit in Verbindung mit der oft weiß-grauen Kunst lässt die Stille schwer um einen herabhängen. Man kann es fast spüren. Ein Zitat von Edith Stein an der Wand besagt: Wenn man gemeinsam in die Tiefe geht, sieht man auch die kleinen Dinge in einem größeren Zusammenhang. Hier ist eine Erklärung dafür, warum relativ "nüchterne" Kunst mit wenig Farbe eine so intensive Wirkung auf mich hat.
Dann komme ich zu meinem Lieblingswerk in der Ausstellung Mystik: ‚Staging Silence‘ (2019). In diesem 44-minütigen Video von Hans Op de Beeck bauen Hände fiktive, melancholische Landschaften auf, um sie dann wieder abzureißen. Das Bild wird auf praktische Weise geschaffen, aber die Bilder von verlassenen Städten und einige der fast absurden Innenräume, die auftauchen, hinterlassen eine Leere in einem. Es macht uns bewusst, dass die Umwelt vergänglich ist, der Augenblick nur vorübergehend. Wunderschön.
Und dann ist da noch Extase, der letzte Raum der Ausstellung. Rot ist die dominierende Farbe, die mich sofort an Blut und Stierkämpfe denken lässt. Ironischerweise ist das letzte Werk in diesem Raum ‚Bullfighters‘ (1994) von Rineke Dijkstra, einer anderen Limburger Künstlerin. Während Rituale und Stille mich in einen fast meditativen Zustand versetzten, finde ich diesen Raum mit seinen Karnevalskostümen und Farben viel greifbarer: Das ist es, was die Menschen tun, um diese Ekstase zu erreichen. Außerdem hängen hier einige Kostbarkeiten aus der Sammlung des Museums, darunter ‚Der selige Dionysius der Kartäuser im Heiligenschein‘ (um 1533) und ‚Der Judaskuss‘ (1949).
Sobald ich die Tür der Mystik hinter mir schließe, fühle ich, dass ich nicht nur gesehen, sondern auch gefühlt habe, was das Mystische in mir ist. Es ist die Erfahrung dieser Ausstellung, die mich nicht loslässt, wenn ich aus dem Zugfenster auf Limburg schaue und stolz auf sein Erbe bin.
Neben der regulären Ausstellung organisiert das Limburgs Museum auch einige thematische Aktivitäten. Sie können kostenlos an Meditationen und Yogakursen teilnehmen (mit Museumsticket und nach vorheriger Anmeldung), und es werden Führungen und Tarot-Lesungen angeboten. Es werden auch Vorträge gehalten, sowohl im Museum als auch an einigen besonderen Orten. Hier finden Sie eine Übersicht über alle Aktivitäten.
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Sarah Soethoudt
Als Choreografin und Tänzerin ist Sarah insbesondere um ihre Tanzimprovisationen und Standortdarbietungen bekannt. Sie ist Mitglied des internationalen Tanzkollektivs Chronos in Amsterdam. Mit ihren sozial-künstlerischen Darbietungen in der Region Nord-Limburg hat sie sich in ihrer Heimat schnell einen Namen gemacht. Gemeinsame Projekte wie ‚1+1=niet alleen‘ und ‚De weg nao hoes‘ zeigen, dass die Corona-Periode nicht nur Herausforderungen, sondern auch Möglichkeiten bietet.